Up to the 1980s prisoners of war were hardly even mentioned in military history. Only in recent years have scientists acknowledged the importance of this topic. For their investigations some of them chose the First World War, especially the Eastern front, where more than 5 million soldiers were captured until the revolutionary events of 1917/18. Contrary to the few existing studies, the present publication concentrates more on the evaluation of captivity in the historical background rather than on the description of "POW-fates" in "the hands of their enemies". It therefore focuses on the meaning of captivity and repatriation during the Russian Revolution and the establishment of the Communist International. Based on documents of the central archives in Vienna and Moscow, the thesis comes to the following results: On the one hand, conflicts between the soldiers of the Central Powers in the former Tsarist empire, in particular between the Austro-Hungarian nationalities, for example between the "Bolshevik internationalists" and the "Czech Legion", played a decisive role in the beginning of an Eastern European "period of confusion" which can hardly be entitled a "Russian Civil War". On the other hand, former prisoners functioned as founders of the Comintern and leaders of the first communist parties outside Soviet Russia. The activities of POWs thus marked the starting point of the international cadrerecruitment for the Comintern, which became a significant aspect in the foreign politics of the "first proletarian republic" and consequently in the so called "short 20th century" defined by the existance of the USSR and its "satellite states". Zwischen 1914 und 1918 gerieten 1,4 Millionen "Soldaten des Zaren" in Gewahrsam der deutschen Truppen. Mindestens eine knappe Million brachten die österreichisch-ungarischen Streitkräfte ein. In Rußland, Turkestan und Sibirien wiederum wurden ungefähr zwei Millionen Heeresangehörige der Mittelmächte festgehalten
der überwiegende Teil davon stammte aus der Donaumonarchie. Erstmals ist es nun möglich, dieses Massenphänomen des Ersten Weltkrieges zu überblicken. In mehr als fünfjähriger Forschungsarbeit haben die Autoren Material aus insgesamt fünfzehn russischen und österreichischen Archiven zusammengetragen. Unter Einbeziehung gedruckter Quellen, allen voran mehr als 80 Zeitungen und Zeitschriften sowie rund 150 Memoiren, kann nun ein facettenreiches Gesamtbild der Kriegsgefangenenproblematik in Mittel- und Osteuropa gezeichnet werden. Neben dem Ziel, der Historiographie wissenschaftliches Neuland zu erschließen, ging es allerdings bei den Untersuchungen auch darum, die politische Bedeutung der Thematik in der revolutionären Epoche von 1917 bis 1920 zu bewerten. Eine Frage rückte dabei immer mehr in den Mittelpunkt: Welchen Einfluß haben die "in Feindeshand geratenen Soldaten" auf die frühe Entwicklung des Kommunismus ausgeübt? Abgesehen von ihrer Darstellung der unterschiedlichen Versuche sozialrevolutionärer und nationaler Kräfte, die Gefangenen ideologisch zu beeinflussen, sind die Verfasser in dieser Hinsicht vor allem bemüht, zwei Aspekte hervorzuheben: Erstens ist die Anwesenheit hunderttausender deutscher, österreichischer und ungarischer Soldaten auf dem Territorium des untergegangenen Romanovimperiums eng mit dem Ausbruch jener Konflikte verknüpft, die sich bei vorliegendem Kenntnisstand nur schwer unter dem Begriff "russischer Bürgerkrieg" subsumieren lassen. Zweitens bildet das Netzwerk probolschewistischer Gefangenen- und Heimkehrervereinigungen inner- und außerhalb des Machtbereichs der Bol´seviki den Kern der entstehenden Kommunistischen Internationale. Studien zu den Anfängen der Sowjetunion und der Komintern haben in Hinkunft Aspekte der Kriegsgefangenschaft und ihrer Folgewirkungen größeren Stellenwert einzuräumen