In Kärnten steht man der katholischen Kirche distanzierter gegenüber als in anderen österreichischen Bundesländern. Vieles deutet darauf hin, dass dies eng mit den politischen und gesellschaftlichen Eigenheiten des Landes zu tun hat. So staunt man außerhalb Kärntens über ungewöhnliche Wahlergebnisse, den Konflikt um die slowenische Sprache oder den hohen Anteil an unehelichen Kindern. Johannes Thonhauser zeigt in seiner historischen Untersuchung, inwiefern diese Phänomene mit einer weitverbreiteten Kirchenskepsis zusammenhängen. Als Schlüsselphase dafür beschreibt er die Zeit vor dem ?Anschluss" 1938, in der sich der Nationalsozialismus im Widerstand gegen eine autoritäre Kirche formierte. Zugleich verfestigten sich in dieser Zeit zentrale Erinnerungstraditionen des Landes, die bis heute die ?Kärntner Seele" prägen. Als Belegmaterial dienen dem Autor nicht nur bislang unveröffentlichtes Archivmaterial, sondern auch zahlreiche Auszüge aus Literatur und Kunst des Landes.