Exodus 1-2 erzählt von der Unterdrückung der Hebräer in Ägypten und der Geburt der künftigen Retters Mose. Christliche und jüdische Ausleger in der Spätantike interpretierten diesen Text aus ihrer je spezifischen Perspektive, als Teil ihrer religiösen Gemeinschaft. Sie gehen mit teils gemeinsamen, teils unterschiedlichen Voraussetzungen, Hermeneutiken und Methoden an der Text heran. Im Hintergrund stehen immer die religiöse Praxis und Lehre der eigenen religiösen Gemeinschaft. Dabei zeigen sich Prozesse der Rezeption ebenso wie Ablehnung und Abgrenzung. Besonders die christliche Schriftauslegung lässt vielfach Polemik gegen das Judentum erkennen, die sich durch die Jahrhunderte weiter fortgesetzt hat. Dennoch finden sich auch zahlreiche Berührungspunkte und gemeinsame Motive, die immer wiederkehren - neben spezifisch jüdischen und christlichen Traditionen. So entsteht in der patristischen und rabbinischen Auslegung ein vielfältiges Bild des biblischen Textes.